Abendblatt der Illinois Staats Zeitung (Newspaper) - March 27, 1893, Chicago, Illinois46. laHr-gang.—Uo. 1. Chicago, Montag, 2D. Mävr 1893. Zlr-ers 1 Gent.
TekeyraplnUie Depesciien.
Neue Anruhen in Hayti.
Revolutionärer Einfall aus San
Domingo.
Heiße Schlacht mit den Regierungstruppen.
Kingston, Jamaica, 27. Mürz.
In Hanti sind abermals ernste Unruhen
ausgebrochen. Olm Samstag siel eine von
San Domingo kommende Bande Revolu-
! tionüre in Hayti ein und cs kam zwischen
dieser und den Regiernngstruppen zu einer
heißen Schlacht, bei welcher angeblich die
Regiernngstruppen siegreich waren. Die
Thalsache indessen, daß Präsident Hippo-
lyte schleunigst weitere Truppen nach der
Grenze abgeschickl bat, läßt den Ernst der
Lage deutlich erkennen. Der Anführer der
Revolutionäre, Gen. Manazet, soll über den
voreiligen Einfall sehr ungehalten sein, da
Präsident Hyppolyte, der angeblich von der
Verschwörung keine Ahnung gehabt bat,
nun in die Lage gesetzt ist, die Revolution
im Keime ersticken zu können. Der Vorfall
dürfte zu ernsten Verwickelungen zwischenHayti und San Domingo führen.
Südamerikanisches.
Revolution in Rio Grande do Sul. —Re-
bellen in die Pfanne gehauen. Nli-
nisterkrise in Argentinien.
'New 'Pork, 27. März.
M Nachrichten aus Rio Grande do Sul zu-Molge ist die neulich» Niederlage der Revo-
Mlutionäre unter General Saraiva eine nahe-
Hzu vernichtende gewesen; Hunderleblieben
auf dem Felde und 3000 Mann geriethen
in Gefangenschaft. Der revolutionäre
General Tavarez liegt stark verschanzt vor
Boge und beschießt diese Stadt aus ver-
schiedenen schweren Feldgeschützen; eine
Menge Häuser wurden bereits in Grund
und Boden geichoncn. Die brasilische 'Re-
gierung hqt sich jetzt in's Mittel gelegt und
durch Verstärkungen die Streitkräsle der
Provinzialregierung auf 15,000 Mann ge-
hoben, denen die Rebellen nicht lange Wi-
derstand zu leisten im Stande sein dürften.
In Rio de Janeiro herrscht übrigens gegen
die Oiegierung eine bitterböse Stimmung.
Man tadelt dieselbe wegen ihrer Partei-
nahme für den Gouverneur der Provinz,
Eastillo, und verlangt dessen Absetzung, um
auf diese Weise die Ruhe wieder herzn-
stellen.
Aus Oiio Grande do Snl fielen Banden
von Bewaffneten in Uruguay ein und wech-
selten mit dortigem Militär Schüsse.
In Argentinien herrscht zur Verände-
rung wieder mal eine Ministerkrise, die
herbeigeführt wurde durch den Grenz-
Vertrag mit Brasilien, der bisher noch der
Bestätigung entbehrt.
Kabel - Notizen.
Berlin, 27. März.
In Folge derDunamit-Olttentate herrscht
hier Angesichts der Absicht des Kaisers und
Kaiserin, zur silbernen Hochzeit des Königs
Humbert von Italien und der Königin
Margarethe nach Rom zn reisen, eine ge-
wisse Besorgnis;. Und es sind des-
halb besondere Lchutzmaßreacln tür die
Sicherheit denselben in scsiern getroffen, als
jetzt eine doppelte Anzahl von Geheimpoli-
zisten, als ursprünglich beabsichtigt war, in
Dienst gestellt sind. So lange sich derKaiser-
in Italien aufhült, werden in Rom, Neapel
und Spezzia sechs; ig Geheimpolisren ver-
theilt sein, und in Spezzia, wo der Kaiser
dem Manöver der italienischen Flotte und
den Truppenübungen beiwohnen will, wird
besondere Wachsamkeit beobachtet werden.
In Rom werden der Kaiser und die Kaise-
rin unter dem Schutze von dreißig Geheim-
polizisten stehen.
Berlin, 27. März.
- Vor einigen Tagen wurde von den Radi-
kalen das Gerücht verbreitet, daß der
Reichstagsabgeordnete und Führer der
Sozialisten, Paul Singer, in einer Irren-
anstalt uutcrgebracht sei, und die Nachricht
verursachte im sozialistischen Lager bedeu-
tende Aufregung. Jetzt aber theilt August
- Bebel mit, daß sich Singer aus derRückreise
von Italien nach Berlin befinde.
Wien
, 27. März.
Den letzten Nachrichten nach scheint es
noch zweifelhaft zu sein, ob der Erzherzog
Rainer, als Vertreter des Kaisers Franz
Joseph, zur silbernen Hochzeit des Königs
von Italien nach Rom gehen wird.
Ebenso herrscht noch Zweifel darüber, ob
der Kaiser Wilhelm bei seiner Anwesenheit
in Rom, dem Vatikan einen Besuch abrat-
ten wird.
Berlin, 27. März.
Die Rückkehr des diesigen amerikanischen
Gesandten, Walter P help saus Rom, wurde
von den Mitgliedern der hiesigen amerikani-
schen Gesandtschaft durch ein Festmahl ge-
feiert. Der Aufenthalt in Italien ist dem
Gesandten augenscheinlich gut bekommen.
Vor seiner Abreise aus Rom wurde ihm
vom dortigen amerikanischen Gesandten
Porter ein Festessen gegeben, welchem meh-
rere Diplomaten beiwohnten. In Florenz
traf Phelps seinen Landsmann Mark
Twain, der i, : bis Genua das Geleit gab.
Athen, 27. 'März.
Die Krankheit derKronprinzessin Sophia
von Griechenland, der Schwester des deut-
schen Kaisers scheint durch den Selbstmord
des Frl. Marie Weber, welche sich von derAkrapolis herabstürzte, nachdem sie gehört
hatte, daß ihr Verlobter, ein griechischer
Arzt, Plötzlich gestorben sei, veranlaßt wor-
den zn sein. Das; die Nachricht auf Un-
wahrheit beruhte, wurde erst nach dem Tode
der jungen Dame, mit welcher die Kro-
prinzessin eng befreundet war, ermittelt.
Als der Doktor von dem Tode seiner
Braut Kunde erhielt, beging er Selbstmord.
Späte Rache.
Portland, Ore., 27. März.
Gestern brachte der frühere SchuldirectorE. H. Gove dem Buchhalter von Levy
Spiegel L Eo., eine wahrscheinlich lödt-
liche Schußwunde bei, und erschoß sich dann
selbst. In Gove's Bankbuch fand man einemit Bleistift geschriebene 'Mittheilung, daß
Smith vor fünf Jahren einen Mordver-
such aus seine, Goves, Frau gemacht habe.
Frau Gove war damals Lehrerin an einer
öffentlichen Schule.
Ernennungen des Präsidenten.
Reeve aus Tennessee zum Rechts-
berather des Schatzamts
lind Morse aus Indiana zum Generalkonsul
in Paris ernannt.
Washington, D. E., 27. März.
Der Präsident sandte heute dem Senat
folgende Ernennungen ein: Felix 01. Reeve
von Tennessee zum Rcchtsberalher des
Schatzamtes; Wm. N. Beaman von Wis-
consin zum Bundestreisrichter für den öst-
lichen Bezirk von Wisconsin; Albert B.
Fall von New Mexiko zum Beirichtcr des
Obergerichles des Gebietes Neu Mexiko.
Zu Bundesanwüllen: Geo. I. Dennis
von Californien, für den südlichen Bezirk
von Californien; Jos. S. James von
Georgia, für den nördlichen Bezirk von
Georgia.
Zn Bundesmarschällen: Frank Lcvcrett
von Georgia, für den südlichen Bezirk von
Georgia: James Blackburn von Kentucky,
für den Bezirk Kentucky; Thomas I. Elli-son von North Carolina, für den westlichen
Bezirk von North Carolina; Samuel T.
Fisher von Massachusetts znm Hülfs-Pa-
tentcommissär.
Robert E. Wilson von Mississippi znm
Registrator des Landamtes in Jackson,
Miss.; Francisco Estadillo von Calisor-
nien zum Judianeragenten auf der Mission
von Fall River in Californien.
Sam. E. Morse von Indiana zum Ge-
ncrat-Consul in Paris.
C. W. Chancellor von Maryland zum
Consnl in Havre; Allen B. Morse von
Michigan zum Consnl in Glasgow; George
F. Parker von New 0)ork zum Eonsul in
Birmingham.
politische Wirren in Texas.
Gouv. Jones sucht sich an seinen Widersachern
zu vergreifen.
Paris, 27. März.
In Antlers im Gebiet der Choctaws lie-
gen die Dinge so, daß es jeden Augenblick
zum Krach kommen kann. Die 30 Mann
starke Miliz lagert in der Nähe des Städt-
chens, um das Eintreffen der 170 Mann
Verstärkung, die eiligst heranziehl, abzu-
warlen. Die 'Miliz behauptet sich im Besitz
emes Haftbefehls gegen V. M. Locke und
Albert Jackson, zwei Bürger aus Autlers
zu befinden, die während des letzten Wahl-
kampfes den Kampf für die Kandidatur des
letzteren für das Gonverneursamt geführt
und dabei unterlegen sind. Jackson und
Locke wollen sich aber nicht gutwillig in die
Gewalt der Jones'schen Milizen begeben,
weil sie ihr Leben bedroht glauben, und
werden sich, von einer Schaar ihrer Ge-
treuen umgeben, jedem Versuche, sie ihrer
Freiheit zu berauben, mit Gewalt wider-
setzen.
Honduras.
N ewYork, 27. März.
In der Republik Honduras gährt es fort-
während. Der Verschwörer Policarpo
Bonilla arbeitet mit Macht auf den Sturz
des stellvertretenden Präsidenten Olguero
hin. Dieser aber hat dadurch, daß er den
eifrigsten Parteigänger Bonilla's, 'Manuel
Gamuero, zum Minister des Auswärtigen
machte, seinem unversöhnlichen Gegner den
Wind aus den Segeln genommen. Bei der
Reorganisation des Eabincttes wurden der
Slaatsminister Juan Angel Olria und der
Finanzministcr Lopold Eordova beibc-
halten. Oldolfo Zimiga wurde zum Kul-
tusminister und Ponciano Planas znm
'Minister der öffentlichen Werke ernannt.
Trotzdem ist an die Wiederherstellung der
Ruhe im Lande noch lange nicht zu denken.
Die Bonilla's sind überzeugt, daß Olguero
nur ein Werkzeug des Generals Vasquesz
ist, der Bonilla in seine Gewalt zu bekom-
men sucht, uni sich selbst zum Präsidenten
oder Diktator aufschwingen zu können.
Wcißkappcn mit blutigen Köpfen.
Atlanta, Ga., 27. 'März.
Vor etwa einem Monat wurden in Hou-
ston County mehrere Neger vonWeißkappen
angegriffen und gemißhandelt, und gestern
Abend versuchten sie, das Spiel zn wieder-
holen. Sie kamen aber diesmal an die
Unrechten, denn die Neger hatten mittler-
weile von Weißen Waffen erhalten und
wehrten sich ihrer Haut. Dabei wurde ei-
ner der Weißkappen erschossen. Es werden
jedoch weitere Unruhen befürchtet.
Trieft förmlich von Blut.
S t. L ouis, 27. März.
Während des Monats Mürz sind in den
Criminalannalen von St. Louis mehr
Menschen verzeichnet worden, als zu irgend
einer Zeit seitdem die Stadt ausgehört hat,
eine Grenzstadt zu sein. Seit dem ersten
dieses Monates wurden dreizehn Personen
ermordet; in fast allen Fällen waren es
brutale Mordthaten, und nur in einigen
wenigen Füllen erschien die Tödlung eini-
germaßen gerechtfertigt. Zehn Personen
befinden sich in Folge der dreizehn Mord-
thaten in Haft; einer der Mörder ist noch
nicht verhaftet, zwei weibliche Mörder sind
unter Bürgschaft gestellt, und in einem
Falle konnte das Verbrechen aus keine be-
stimmte Person zurückgeführt werden.
Kirche abgebrannt.
Sv an ton, Penn.
Die „Elm Park" Methodistenkirche, die
im Dezember v. I. zum Theil eingeäschert
worden war, die aber mit einemKostenauf-
wande von 100,000 Dollars eben wieder
hergestellt wurde, ist heute früh auf's Neue
in Brand gerathen und sind gegenwärtig
von dem Bau nur noch die Thurmmauern
vorhanden. Der Schaden wird auf 125,000
Dollars angeschlagen, wovon nur ein ge-
ringer Theil versichert ist.
Mörderischer Neger.
Fort White, Fla., 27. März.
Olks am Samstag Abend Jede Halloway,
John Bell und Leih Calhoun aus der Ort-
schaft nach Hause zurückkehrten, wurde von
einem unbekannten Neger auf sie gefeuert.
Ollle drei sind tödtlich verwundet; können
aber über die Schießerei durchaus keine
näheren Angaben machen. In dem Ort
herrscht die größte Aufregung, und der
Mörder füllt sicherlich dem Richter Lynch
anheim, wenn er sich nämlich einfangen
läßt. -
Am I>soo Dollars ärmer.
Eilt New Yorker Geschäft ain Hellen
Tage bestohlen.
vom Diebe noch nicht die geringste §pur
entdeckt.
New 'Aork, 27. März.
Am Samstag Abend wurden in dem
hiesigen Geschäfte von L. Boutiller Brothersin W. 23. Straße H1,500 aus gehcimniß-
volle Weise gestohlen. Es ist in dem Ge-
schäfte Gebrauch, daß am Abend das tags-
über eingegangene Baargeld in einem Blech-
kasten mittels eines Aufziehapparales nach
der im dritten Stockwerk des Gebäudes be-
legeuen Hauplossice geschickt wird. Dies
geschah auch am letzten Samstag. D?'- mit
der Ablieferung des Geldes beauftragte
Clerk wartete aber vergeblich auf das von
oben gegebene übliche Empfangszeichen.
Dadurch beunruhigt, eilte er nach oben
und vernahm dorten zu seinen! Erstaunen,
daß der Blechkasten mit den 41,500 dorten
gar nicht angelangt war. Im Oku wurden
alle Thüren des Geschäftes geschlossen und
die 250 Angestellten in's Verhör ge-
nommen, das aber völlig resultatlos war;
die 41,500 blieben verschwunden. Geheim-
polizisten sind nun mit der Untersuchung
des geheimnißvollen Diebstahls beschäftigt.
Nnruhen von den Thinesen
befürchtet.
San Francisco, 24. März.
Einen! Gerüchte nach haben die sechs hie-
sigen chinesischen Gesellschaften eine Pro-
klamation vorbereitet, welche über die ganze
Küste hin verbreitet werden soll, und wären
alle Mitglieder ausgefordert worden, sich
am fünften 'Mai der Verhaftung mit den
Waffen in der Hand zu widersetzen, In
der Proklamation heißt es, daß ein derarti-
ger allgemeiner Widerstand auf alle billig
denkenden 'Amerikaner einen großen Ein-
druck ausüben werde, und daß die Inkraft-
setzung der Verordnungen des Geary-
Gcsetzes dadurch so lange aufgeschoben wer-
den könne, bis das Oberbundesgericht über
die Frage eine Entscheidung gefüllt habe.
Die Chinesen in San Francisco sind
über die Angriffe der Polizei auf die Spiel-
häuser und die Schlupfwinkel der „High-
bindcrs" so entrüstet, daß sie sofort bereit
sein werden, der Aufforderung nachzukom-
men. Und wenn sie sich in ihren Häusern
verschanzen würden, wäre reguläres Mili-
tär und die Miliz nothwendig, um ihren
Widerstand zu brechen. Das aber Hütte
großes Blutvergießen im Gefolge.
Wie sich die Sache hier gestalten wird,
läßt sich noch nicht sagen; der Collector
Quinn hat sich vorläufig noch nicht darüber
entschieden, hat aber auf das Bestimmteste
erklärt, daß er am 6. Mai sümmtliche Chi--nesen, welche nicht registrirt sind, verhaften
lassen wird, und sollte er dazu die gesummte
Staatsmiliz aufbielen müssen.
Zwei Neger erschossen.
Plaindc nli n g, La., 27. Mürz.
Eine Gesellschaft von Negern hielt ge-
stern 'Nacht ein Tanzvergnügen ab, wobei
es schließlich sehr laut herging. Mehrere
Bürger, unter Führung des neuernannlcn
ONarschalls Fitch versuchte darauf .Ruhe zu
stiften, als Plötzlich eine Schießerei begann,
in Folge dessen schließlich zwei Neger tödt-
lich verwundet, und zwei andere weniger
schwer angeschossen wurden. Vier Neger
wurden in Haft genommen.
Wollen keine Geheimbündler.
Sioux Eit y, La., 27. März.
Die Chicago und Northwestern; die
Sioux City und Pacific, und die Fremonl
Elkhorn und Missouri Valley Bahnen haben
dem Orden der Eisenbahntelegraphisten den
Krieg erklärt. Vor mehreren Monaten
wurde hier eine Zweigloge des Ordens ge-
gründet, ebenso in mehreren Platzen der
Elkhorn Bahnlinie westlich von hier.
Seitdem aber wurden in aller Stille die
dein Orden angehörigen Leute aus verschie-
denen Gründen aus dem Dienste der Bahn
entlassen, und dieselben sind jetzt zu der
Uederzeugung gekommen, daß ihre Mit-
gliederschaft zu dem Orden die Veranlas-
sung dazu war. Die Bahnbeamten ge-
stehen dies auch stillschweigend ein. Es
heißt jetzt auch, daß die Western Union
Compagnie in dieser Stadt dem Betspiele
jener Bahnen zu folgen gedenke.
Wollen den TNitgliedern des Aoh-
lensyndikates auf den Leib rücken.
S t. P a u I, Minn., 27. März.
Gegen die Macher der Kolstenverschtbö-
rung sollen sofort zwei Klagen eingeleilet
werden. So ist es in einer Berathung
zwischen dem Generalanwalt Childs, des-sen Gehülfen Edgerton und den Herren
Donnelly, Walsh, Horton, Biggs und
Bjorge vom Untersuchungsausschuß ent-
schieden worden. Eine dieier Klagen wird
in den Staatsgerichten gegen C. N. Saun-
der und I. I. Rhodos angestrengt werden,
und dieselbe lautet auf Meineid.
Die zweite Klage soll im Bundesgericht
anhängig gemacht werden, und zwar auf
Grund des Gesetzes gegen Verschwörung,
und wird gegen die sämmtlichen ursprüng-
lichen Macher lauten.
Klingt wie ein Roman.
Washington, D. C., 27. Mürz.
Olm letzten Samstag wurde Theodor E.
Arnold nach vierzehntägigem Prozesse des
Todtschlages schuldig befunden. Arnold
war früher Postbeamter in Texas und ver-
liebte sich in die Frau von John Kramer.
Im letzten Juni ermordete erKramer, nnil
dieser, wie aus der Beweisnahme hervor-
ging, sein Leben bedroht hatte. Mittler-
weile verschwand Frau Kramer, tauchte
jedoch während des Prozesses als Frau des
Geheimpolizisten, den die Regierung auf
die Suche nach ihr ausgeschickt hatte, plötz-
lich wieder auf.
Die Streiter unterliegen.
New Orleans, La. 27. März.
Der Streik der bei der elektrischen Bahn-
linie von New Orleans nach Earolton an
gestellten Leute, hat in Folge des energi-
schen Auftretens der Direktoren jenerßahn,
ein jähes Ende genommen. Der Streik
wurde gestern 'Abend für beendet erklärt,
und die 'Mehrheit der Streiter hat die 'Ar-
beit wieder ausgenommen, während viele
Plätze von Bahnleuten aus dein Norden
besetzt wurden.
Streitige Bundessenatssitre.
Der Fall Rlantle in Nlontana zum
jJrobefall gemacht.
Dem Senat heute darüber Bericht erstattet.
Washington, D. E., 27. März.
Eine Mehrheit und eine Minderheit des
Wahlausschusses baben heute dem Senat in
Sachen desSeualors Mantle von 'Montana,
der vom dortigen Gouverneur zu diesem
Posten ernannt wurde, Bericht erstattet,
die Mehrheit durch den Senator Hoar, der
für 'Mantle, die 'Minderheit durch den Aus-
schußvorsitzenden Vanice, der gegen Mantle
berichtete.
Es liegen jetzt dem Ausschüsse noch zwei
Wahlbeanstanvungen vor, nämlich die vonBcckwith, der vom Gouverneur in Wyo-
ming und von Allen, der vorn Gouverneur
in Washington ernannt wurde. In diesen
beiden Füllen liegen aber die Thatsachen so,
wie im Mantle'schen, und soll dieser des-
halb zum Probesall gemacht werden.
Home Aule in Irland,
parteirath der Liberalen.
London, 27. März
In einer unter Vorsitz des 'Ministerprä-
sidenten Gladstone heute Morgen im Aus-
wärtigen Amte abgelialtenen Parteivcr-
sammlung der Liberalen, deren Gegenstand
die Geschäftslage und die im Parlament
von der Partei einzunehmenden Stellung
bildeten, nachte düster den Vorschlag, die
zweite Lesung der Home Rule Bill für Ir-
land auf den 6. April anzusetzen und nur
Mittwochs eine Aussetzung der Tagesord-
nung zu gestatten. Er sprach die Hoffnungaus, die liberale Partei werde der Regie-
rung aüs allen Kräften behülflich sein,
diese Sache bald möglichst zum Austrag zu
bringen. Laoouchere meinte, vor Allein
dürfe es sich empfehlen, sich bei den Reden
über „HomeRule" so kurz wie möglich zu
fassen.
Der Schatzkanzler Harcourt erklärte, es
werde der liberalen Pariei ein Leichtes
sein, ihre ruhmreiche Politik zum glänzen-
den Ausgange zu fuhren, wenn sie nur klug
handeln und auf strenge Disziplin achten
wolle.
Ein Rluttermörder aus dem Zucht-
hause entsprungen.
Jackson, Mich., 27. März.
Der berüchtigte Muttermörder, R. Ir-
ving Latimer, ist aus dem Zuchthause ent-sprungen. Er hatte sich die Gefüngniß-
schlüssel verschafft, und war aus der vorde-
ren Gesüngnißlhür heransgegangen. Man
nimmt an, daß Latimer ein starkes Opiat
benutzte um die Wache und den Schließer zu
betäuben. Heule Morgen, um ein Uhr,
fand man den Wächter Plaight bewußtlos
auf, und derselbe starb um drei Uhr heute
'Morgen. Vor Mitternacht aber hatte La-
limer bereits seine Flucht bewerkstelligt.
Der entflohene Verbrecher hatte am 24.
Januar 1889 in Jackson seine Mutter er-
mordet und war zu lebenslänglicher Zucht-
hausstrafe verurtheilt worden. Auch Lali-
mer's Vater starb unter verdächtigen Um-
ständen ein Jahr vor dem Morde. Er war
zu Gunsten seiner Frau und seines Sohnes
hoch versichert, und man glaubt, daß er
von seinem Sohne vergiftet wurde.
Wie er seine Flucht bewerkstelligte.
Jackson, Mich., 27. Mürz.
Maurice T. Gill, der Nachtwächter des
Zuchthauses, war die indirekte Ursache des
Entkommens des Muttermörders Latimer.
Gegen halb zwölf Uhr nahm er mit Latimer
in dein Bureau des Hallenaufsehers einen
Imbiß ein. Es war gegen die Gefängniß-
ordnung, einen Sträfling aus der Zelle zu
nehmen. Latimer halte Gill aber dadurch
mürbe gemacht, daß er ihm vorgeschwindelt
hatte, daß auf einer Insel im Staate
Rhode Island, wo Latimer's Vater wohnte,
als er selbst 13 Jahre alt war, 42800 ver-
graben seien. Um nun Näheres über den
vergrabenen Schatz zu hören, bewirthete
Gill den Schlauberger jede Nacht, weil es
seine Absicht war, in drei Wochen aus dem
Dienst zu treten.
Es stellt sich jetzt heraus, daß Latimer die
Gewohnheit hatte, fast jede Nacht dem Auf-
seher Haigbt eine Tasse Ehocolade zu geben,
die er ihm durch das Gitter reichte, und es
unterliegt jetzt keinen! Zweifel, daß cs
Latimer's Absicht war, fowobl Gill als auch
Haighl zu vergiften, und er sich durch die
Ehocolade das Vertrauen der Leute zu er-
werben suchte. Während des Imbisses in
letzter Nacht brachte Latimer dem Haight
ein Glas Limonade, nach deren Genuß dieser
innerhalb zwanzig 'Minuten eine Leiche
war. Auch Gill trank von der Limonade
und bekam sofort Krampfanfälle. Wenige
Minuten später ertönte aus Haighl's
Wachtzimmer ein Schrei, welcher an-
deutete, daß Haight krank sei und der Hülse
bedürfe. Gill war so krank, daß er sich
nicht rühren konnte, worauf sich Latimer
erbot, zu gehen und den Dr. Mason zu
rufen.
Das war Gill recht, und Latimer ergriff
die Schlüssel, aber statt Hülse zu holen,
schloß er das Wachtzimmer zu, ging durch
das Thor und war ein freier Mann. Die
Gesüngnißschlüssel nahm er mit. Latimer
trug zur Zeit seiner Flucht weder Rock nochHut, und es scheint fast unmöglich, daß er
seinen Verfolgern entkommen kann. Die
Gefängnißbehörde hat auf den Einfang
Latimer's eine Belohnung ausgesetzt, und
die Polizei sitzt ihm scharf auf den Fersen.
Gegen den freien Sonntag.
New Orleans, La., 27. März.
Man scheint hier ernstlich an's Werkgehen zu wollen, um das Sonntagsgesetz
mtt aller Strenge durchzuführen. Der
Bewegung ist der Eriminal-
richter Ferguson und hinter ihm stehen be-reits 450 Bürger mit einem Kapitale von
meuteren Mittend Dollar-. Die Leute
haben sich den Namen ~ Tbe Tuuday Closing
ano Anti.Gainbling League" beigelegt. ' -
jetzt arbeiten dsi Sonittagsmucker m i m
Geheimen ui die Namen der .Nägli.i-,
sollen vorläu g noch nicht genannt wer n.
Am Ende seiner Verbrecher Lauf-
bahn.
Der berühmte Lbeckfälscher Broadwell liegt in
New Pork iin Sterben.
New 0) ork, 27. März.
Der vor einiger Zeit auf einen Dafrs-
besehl von Cincinnati aus dahier verhaftete
Checkfülschcr Stephen E. Broadwcll, alias
„Tom" Hunt, liegt im Bellevue-Hospital
in Folge von Schwindsucht im Sterben.
Broadwell betrog'mittels falscher Checks
die Erste, Dritte und die Germania Na-
tionalbank in Cincinnati uni H1,500, bezw.
41,700 und 41,800. Wegen ähnlicher Ge-
schichten wurde der nun 62jährige Ver-
brecher im Jahre 1880 zu fünfjähriger
Zuchthausstrafe verurtheilt. Nach seiner
Freilassung wählte er sich den Westen znm
Operationsfeld.
Vereitelter Bahnraub.
St. Louis, 27. 'März.
Vier Männer und eine Frau befinden
sich gegenwärtig unter dem Verdacht in
Eriminalbaft, einen Bahnraub geplant zu
haben. Die Namen derselben sind James
F. Gosney, alias Lowe, alias Huntington,
alias Roland H. Gehner, 23 Jahre alt;
Louis Lutz, alias Kindlinger, 27 Jahre
alt; Clark Goodwin, alias Eharleu, 17
Jahre alt; John Recd, 22 Jahre alt, uno
Minnie Meyers, alias Lowe. Robert
Wheathercd, alias Luch, hat sich geflüchtet.
Der Polizcidirektor Desmond erhielt am
Freilag Morgen die Nachricht, daß ein
Plan im Werke sei, am Sonntag Abend
einen der ausgehenden Züge zu berauben,
und daß die Wirthschaften, Öko. 706 South
4. Str., und die der Jessie 'Meyers, 'No.
602 Clark Ave., zu Versammlungsplätzen
der Räuber bestimmt seien. Am Sonntag
Abend gingen acht Babnzüge in westlicher
Richtung ab, und der Polizeidirektor be-
absichtigte, ans jedem Zuge acht oder zehn
Polizisten zu haben. Gosney, Lutz und
Reed wurden von Geheimpolizisten aufge-
spürt und beigesteckt, Goodwin wurde in
der Wirthschast der Meyers aufgefunden.
Bei genauerer Durchsuchung des Hauses
wurden in Minnie Meyers Zimmer sechs
braune Masken und drei Dynamitpatronen
mit Zündern entdeckt. Gosney, Lutz und
Goodwin legten gestern Abend ein Ge-
ständnis; ab. Lutz sagte: „Am letzten
Samstag ließ mir Gosney sagen, ihn am
Montag in der Wirthschast an der South
4. Straße zu treffen; als ich dahin kam,
traf ich Gosney, Goodwin, Weathered und
noch einen 'Mann dort. Dieser sagte, daß
er gehört habe, daß sich aus derJronMonn-
lain oder Francisco Bahn jeden Samstag
47000 befänden. Gosneys Plan war, den
Zug durch ein falsches Signal zum Stehen
zu bringen und den Zug zu berauben.
Noch gnädig weggekommen.
Petersburg, Va., 27. März.
Der Neger Robert McElannahan, wel-
cher im letzten September den Weißen
Lucius Inge ermordete, wurde heute, nach
dreitägigem Prozesse des Todschlages schul-
dig befunden und zu achtjähriger Zucht-
hausstrafe verurtheilt.
Städtisches.
Das Wetter.
Für heute wird vom Wetteraml ziemlich
klarer Himmel, der sich aber gegen Abend
schon wieder stärker bewölken, und im Laufe
der Nacht Regen bringen soll, angekündigl.
Der Wind wird von Osten nach Süden
Umschlagen, und dementsprechend wird es
etwas milder werden.
Gelöste Ehefesseln.
Richter Horton gewährte heute in fol-
genden Fällen Scheidungsdccrete:
Elizabeth Vana gegen Tbomas Vana
wegen Verlassens. Jofbua Smith gegen
Aurclia Smith wegen Verlassens. Lucy
Duncan gegen Matthew Duncan wegen
Verlassens. Sarah I. Green gegen Porter
Green wegen Grausamkeit; die drei Kin-
der der Obhut der Klägerin überwiesen.
Rosa Tefkowitz gegen Mayer Tefkowitz
wegen Verlassens. Hector Vetrovec gegen
Mary Vetrovec wegen Untreue. Claude
Romaine gegen Jesse F. Romaine wegen
Streitsucht. Ella I. Sargenl gegen Wm.
W. Sargent wegen Verlassens. Sara
Eoughlen gegen David Eoughlen wegen
Trunksucht und Grausamkeit: die Kinder
der Obhut derK lägerin überwiesen. Jennie
Nalte gegen Geo. Natte wegen Verlassens.
Jda Vaughn gegen Wm. Vaughn wegen
Untreue und Verlassens.
Die Verhandlung verschoben.
Vor Richter Ewing kam heute die Klage
von Jolm Boyd gegen Charles Swartz und
Andere zur Verhandlung. Der Anwalt des
Klägers verlangte, daß die Angeklagten
gezwungen würden, die Bücher der Firma
John I. Lester L Eo, dem Richter vorzu-
legen. Es handelt sich in der Klage um
440,000, welche Bovd von dem Lestcr'schen
Nachlaß beansprucht. Der Anwalt der
Angeklagten behauptete nun, daß die
fraglichen Bücher in den Händen der An-
klage seien, worauf es zu einer heftigen
Scene zwischen den Anwälten kam, so daß
das Einschreiten des Richters nothwendig
wurde. Der Fall wurde auf morgen ver-
schoben, weil die Akten nicht vollständig
waren.
Leiche gesunden.
Nahe Rogers Park wurde heute Morgen
die Leiche eines Chinesen aufgesunden. Der
Körper lag, das Gesicht der Erde zugewendet,
in einem Gehölz, der Tod war anscheinend
schon seit längerer Zeit eingetreten. Zeichen
äußerer Gewalt waren an der Leiche nicht zu
sehen und nimmt die Polizei an,- daß Gift
oder Herzschlag die Todesursache ist. In den
Kleidern des Verstorbenen wurde nichts ge-
funden, was irgend welche Auskunft über
seine Person geben könnte. Bis jetzt hat sich
noch niemand gemeldet, der im Stande ist,
den Todten zu identisiciren. Der Coroner
, wurde benachrichtigt und wird ein Jnquest
- abu-Aalten werden.
>! Verstorbene ist allem Anscheine nach
? D :.dent, seine st! dang ist elegant/ in
Tcnchen fand --ch eia goldener Feder-
i. - c, ind 41.28.
Kleine Nachrichten.
Eomptroller Mau kündigt heute an,
daß er erkrankt und nicht im Stande ist,
seinen Amtspflichten nachzukommen.
Die „Nelson Oil und Paint Eo.",
No. 91 W. Ouineey Straße, erklärte heute
Morgen ihre Zahlungsunfähigkeit. Die
Verbindlichkeiten werden ans 48000, die
Bestände aus 415,000 angegeben.
Mayor Washburne kehrte heute von
seiner Reise nach illew Bork, wo er sich an
dem zu Ehren des Herrn D. H. Bnrnbam
veranstalteten Bankett betbciligte, nach
Ehieago zurück und stürzte sich sofort in's
Geschäft.
Der Eomnnssär für öffentliche Ar-
beiten ließ heute für Angebote ausschreiben
betreffs Ausdehnung des Tunels der 68.
Straße uni 1000 Fuß in den See. Die
Angebote müssen innerhalb 10 Tagen ein-
gercichl sein. Die Kosten werden etwa
415,000 betragen.
Diebe brachen gestern in der Wohnung
des Eonstablers Mar Ne Dell, 109 Oft 29.
Straße ein und stahlen Kleidungsstücke und
Silberwaaren im Werthe von 4125. Herr
Ne Dell war zur .Beil in einer dienstlichen
Angelegenheit abwesend.
Der Eomnnssär für öffentliche Ar-
beiten, Herr Kuhns, will sich mit dem vom
Finanzcoinite für fein Departement ausge-
wogenen Betrag begnügen und im Sta'ot-
rath keinen Versuch machen, eine größere
Summe herauszuschlagen.
Der Holz- und Kohlenhändler Ed-
ward Graefe, dessen Geschäflsplatz sich an
der 55. Straße nabe dem Geleise der Grand
Trunk Bahn befindet, übertrug heule frei-
willig sein Vermögen an Julius E.
Wissel. Die Passiva betragen H9OOO, die
Aktiva 412000.
Das neue Departement für Reinigung
der Straßen hat nicht, wie erwartet wurde,
seine Thätigkeit schon heute begonnen. Der
Vorsteber, Herr Okelles, wird wahrscheinlich
erst am Freitag die nöthigen Vorbereitun-
gen getrosten haben. Die belr. Bewilligung
kommt heute Abend im Stadtrath zur Ver-
handlung, doch steht die Annahme noch in
Frage.
Eollcctor Elark beabsichtigt, diese
Woche weitere dreißig Zollinspectoren im
Jackson Park anzustellen. Bis jetzt sind
dort siebenzig Inspektoren an der Arbeit,
da aber täglich immer mehr Ausstellungs-
gegenstände eintreffen, so wird eine Ver-
stärkung nothwendig. Die Namen der
Jnspcctorscandidalen sind der Eivildienst-
liste entnommen worden.
George Atkinson von 277 Elarkstraße
erschien gestern Abend blutüberströmt, mit
einer vier Zoll langen Schnittwunde in der
rechten Backe und einer zweiten am Halse,
in der Harrison Straßen-Stalion. Er
sagte, daß er die Wunden bei einer
Schlägerei in dem Hause 311 Elarkstraße
erhalten habe, er weigerte sich jedoch, den
Namen seines Angreifers zu nennen. Seine
Verletzungen sind recht gefährlich.
Wie inan eine Wette gewinnt.
Schlauer plan eines belgischen Advokaten,
um eine Weltreise einer Postkarte zu
ermöglichen.
Vor einiger Zeit machte M. Guillaume
Bouvier, ein Advokat in Brüssel. Belgien,
mit einem seiner Bekannten eine sehr hohe
Wette, daß er eine Postkarte an sich selbst
adressiren, dieselbe in achtzig Tagen eine
Reise um die WeltPnachen und an sich zu-
rückkommen lassen könne. Sein Gegner
behauptete, das sei nicht möglich, weil dieWeltpostbehörde eine strenge Ordre erlassen
habe, eine Postkarte nicht mehr nach der-
selben Stadt, ans der sie gekommen sei,
zurückzubefördern. Herrn Bouvier war
diese Vorschrift sehr wohl bekannt; trotz-
dem erklärte er, daß es möglich sei. Die
Wette wurde abgeschlossen und Herr Bou-
vier verfuhr folgendermaßen: Er schickte
seine Karte an den Besitzer des Hong Kong
Hotels in Hong Kong mit dem Ersuchen,
sie an Herrn I. Irving Pearcc, den Be-
sitzer des Sberman House in Chicago,
weiterzubefördern.
Der Hotelier in Hong Kong kam dem
Ersuchen nach und so traf die Karte heute
Morgen bei Herrn Pcarce ein. Sie ent-
hielt eine höflichcAnfsorderung, die nöthigen
Freimarken ausizuklcben und sie dann über
Okew Pork an den Absender nach Belgien
abgehen zu lassen. Herr Pierce ging ohne
Zögern aus denLcherzein und schickte sogar
seinen Sohn mit der „Weltreisenden" nach
dem Postamt. Falls keine Verzögerungen
cintreten, so wird die Karte die Reise in 76
Tagen vollendet haben.
Guter Rath verlangt.
Die Anklage der kor tlie
Hrovonkion ok Sinotce", daß in den städti-
schen Gebäuden, besonders in den östent
lichen Schulen, am meisten gegen dieRauch-
verordnung gesündigt werde, hat Ebes-
Jngenieur T. I. Waters im Namen der
Schulbehörde beantwortet, daß es zum Thcil
an dem nöthigen Geld fehle, znm Thcil
aber auch an den „nöthigen Kenntnissen",
d. h. man befinde sich im Dunkeln darüber,
ob ein praktischer Rauchverbrenner bis jetzt
schon erfunden sei. Wenn die betreffende
Gesellschaft aber einen solchen mit gutem
Gewissen empfehlen könne, werde man ihr
sehr dankbar sein und den Wink unter Um-
ständen benutzen.
Von den Eltern verlassen.
Kurz nach 1 Übr heute Morgeu ertönte
die Hausglocke an dem „Home for the
Friendleß" an der 29. Straße und Wabash
Ave. Die Matrone folgte dem Ruse und
fand auf der Thürschwelle eine roh zuiam
mengenagelle Holzkiste, die ein wenige 'Wo-
chen altes Kind enthielt. Der verlassene
kleine Weltbürger wurde der Polizei über-
geben und von dieser in dem St. Vincenl's
Waisenhaus untergebracht.
Der Pökelhaus-Arbeilcr Thomas
NNm rlue. cstern Nachmittag von seinem
College" lo' Wheelan, No. 4228 Ashland
Avenue, im Sireite einen schweren Messer-
stich. D r Angreifer entkam, und Nolan
wu de nach dem Eountyhospital gebracht.
Er wirs vielleicht seiner Wunde erliegen.
Der An 'attische Bahnhof in Berlin
besittt oir größte eingcdeckle Zugballe in
Eu opa; si ist 198 Fuß 5 Zoll lang.
Endlich dingfest.
William Dünn, ein gefährlicher Einbrecher,
in NewPort verhaftet.
(sin guter Fang ist am Samstag zwei
Detcctivcs gegluckt. Seit
nabezn zwei Jahrctt suchte die Polizei v-'r-
geblich nach einem Strolche, der am 23.
Juli 1891 einen maßlos frechen Einbruch
in das Haus des Malers Edward W.
Kemble in Otew Röchelte verübte. Nach-
dem er die ganzen unteren Räume des
Hauses durchsucht hatte, begab sich der Dieb
kaltblütig in das Schlafzimmer von Herrn
undFrauKemble und drobtc dem durch seinen
Eintritt erwachten Ehepaare, daß er bei dein
geringsten Versuch, Lärm zu schlagen, rück-
sichtslosen Gebrauch von seinem Revolver
machen werde. Die Drohung bewirkte, daß
man ihn ungestört Alles durchsuchen und
das an sich nehmen ließ, was ihm von
Werth erschien. Nur als der Eindringling
auch Frau Kemble's Uhr zu sich stecken
wollte, wurde er von der Dame ersucht, ihr
diese zu lassen, da sie ein lheures Andenken
von ihrer früh verstorbenen Mutter T'
Der Dieb zögerte einen Moment: dann
aber legte er mit den Worten: ..Nun. ich
will wenigstens einmal in meinem L-'ben
ehrlich sein," die Uhr an ihren Ort zuruck.
Herrn Kemble's Uhr und Kette, sowie 416.
die er in dessen Beinkleidern fand, ließ er
jedoch in seinen unergründlichen laschen
verschwinden. Eine Menge von S berzeng
erlitt dasselbe Schicksal.
Der Einbruch wurde sofort der Polizei
gemeldet und eine genaue Beschreibung des
Berübcrs beigefügt. Alle Nachforschungen
blieben jedoch resultatlos, bis am Samstag
die Deteclives Nugcnt und McGinnis zwei
verdächtig ansschende Subjecte verhafteten
und nach dem Polizcihanplqnarlier brachten.
Auf einen der Männer paßte genau die von
Kemble gemachte Beschreibung und dieVer-
muthung, daß man in ihm den lange ge-
suchten Einbrecher verhaftet habe, benötigte
sich, als er Herrn und Frau Kemole gegen
übergestellt wurde. Er nannte sich Wil
liam Dünn, behauptete Lj Jabre al zu
sein und 390 Bowery zu Wonnen. Von
dem Einbruch in New Rochelie wollte er
nichts wissen: dafür bekannte er sieh aber
freiwillig einer ganzen Reihe von Verbrechen
in Ehieago schuldig. Kaltdlü >g erklärte
er, hier sieben Geldschränke gesprengt und
aus der Office der „Merideu Clock Eo."
eine Menge werthvoller Gegeunve ge
stöhlen zu haben. Mit anderen Verbrechen
in New Fersen und Newark, die man ibm
zur Last legte, wollte er jedoch nichts zu
schassen haben.
Ein betrübter Gatte.
JosieWerick und Anton INünch freigesprochen.
Traurigen Gesichtes verließ beute früh
A. W. Werick den Zeugenstand in Richter
Seversons Gerichtsaal. Er hatte seine
Frau losie des Ehebruches beschuldigt und
sie war mit Anton Münch zusammen ver-
haftet worden, der Richter sprach aber beule
die Beiden frei. Er war zu der Ucber-
zeugung gelangt, daß die Beweisgründe,
welche Werick angeführt halte, nicht ge-
nügend seien, um eine Bestrafung zu recht-
fertigen. T ie Angeklagten wobnen gemein-
sam in dem Hanse 707 Noble Str., leugnen
aber entsch eben, in einem strafbaren Per
hältnisse zu stoben. Frau Föne ' Mrt,
ihren Auss igen nc.h, v'c M icMchatt ur
Herrn Mü.;ci , Herr Wen lck, welcher 1-9
Larrabee Str. .vvhiu, war mit o.escr Ent-
scheidung des Richters sehr wenig ein-
verstanden, wird aber jetzt wohl nur wenig
an der Lage der Dinge ändern können'Und
sich in das Unvermeidliche schicken müssen.
Die Bürgschaft verfallen.
Richter Blume erklärte heute Vormittag
die von William Kelly für James Ada ns
gestellte Bürgschaft von 45000 für verfal-
len. Adams war am Sonnabend verhauet
worden, weil er Harry Masick, wol-nl-str
142 W. Madison Straße, in einem Wagen
der Madison Straße Kabelbahn cm werth-
volle Diamantnadel gestohlen batte. Kelly,
ein professioneller Bürgschastssteller war
sofort erbötig, ibm zur Wiedercrtu
der Freiheit zu verhelfen und Verb rgte sich
für Adams Erscheinen im Gericht. Alsder Fall heute Bormitlag aufgerusen wurde,
fehlte Adams und demzufolge wurde die
Bürgschaft für verfallen erklärt. Kelly
war über den zu großen Freiheitsdrang sei-nes Schützlings sehr wenig erbaut und setzt
jetzt alle Hebel in Bewegung, um Adams
der Polizei überliefern zu können und da-
durch sein Geld zu retten.
Verhaftet.
Richard Stade, seine Brüder Theodor
und Wm. Mcnzcll, die drei Burschen,
welche beschuldigt werden, sich an dem
16jährigen Mädchen Eunice O. Learn ver-
griffen zu haben, wurden heute auf einen
Eapias-Befehl hin verbaftet. Sie werden
heule Nachmittag von Richter McConnell
ein Perhör bestehen müssen.
Im Kriminalgericht
begann beute Morgen der Mordprozeß ge-
gen Frank Egger. Derselbe steht unter der
Anklage, seinen 13jährigen Stiefsohn um-
gcbrachr zu haben. Er ist ein Arbeiter und
wohnt mit seiner Frau und seinem Solme
in No. 3725 Hickorvstraße. Für die Mord-
that lag kein Grund vor, wesbalb ange-
nommen wird, daß er sic in einem Anfall
von Geistesstörung beging.
Schlagende Beweise.
In der Wirthschast, No. 121 West Lake
Str., geriet!) beute Bormitlag gegen 10 Udr
Joe Klaser mit mehreren änderet! Gästen
in Streit. Es kam zu Thätlichkeilen und
ittt Verlause derselben erhielt Klaser mit
einem Knüppel einen Schlag über den
Kopf, so daß er zu Boden stürzte. Da er
aus einer Wunde an der Stirne heftig blu-
tete, wurde er durch den Patrouillenwagen
nach dem County-Hospital gebracht. Die
Aerzte erklärten jedoch die Wunde für unge-
fäbrlich und er wurde wieder entlassen.
nachdem ihm ein Verband angelegt worden
war. Verhüttungen sind nicht vorgenom-
men worden.
- - Bis zum Jahre 1798 gingen die Uhren
in Basel eine Stunde vor allen anderen
europäischen Uhren.